Zurück ist das neue Voraus? – Benutzeroberflächen unter Linux

Vom Beharren auf dem Gewohnten

Es ist manchmal zum aus-der Haut-fahren. Da werden, statt zusammen vorwärts zu schreiten, Ressourcen dafür verwendet, Altes, Überkommenes wiederzubeleben. Ein Beispiel ist der Mate-Desktop. Statt mit GNOME 3 die Zukunft mitzugestalten oder meinetwegen etwas anderes wie Unity oder etwas ganz neues zu entwickeln, wird die Vergangenheit rekonstruiert. Und diese Ressourcen fehlen dann den neuen Ideen, die entwickeln sich langsamer.
Sturheit statt Effizienz

“Wenn ich mir jetzt diesen Desktop anschaue werden wieder alte Erinnerungen von Gnome 2 wach.” schreibt Acader in einem Posting auf Nickles. Erinnerungen wecken ist aber nicht der Sinn einer Desktopumgebung, sondern effektives Arbeiten.
Leute, das ist wie Dampflokfahren – schöne Nostalgie, aber nicht effektiv. Oder wie ein Wählscheibentelefon – irgendwann durch etwas einfacher und sicherer zu bedienendes abgelöst.

Die Desktopmetapher funktioniert doch schon ewig nicht wirklich, wenn ich die zugemüllten Iconhalden und verschachtelten Menues meiner Kunden sehe.
Die hatte noch nie funktioniert, wenn ich mir die Papierstapel auf wirklichen Schreibtischplatten anschaue.
Da hat sich seit Windows95 nichts mehr getan, und damals war das schon unüberschaubar. KDE und GNOME waren von der Bedienkonzeption nichts anderes als Clones der Windows-Shell mit ein wenig Macfeeling. Andere, revolutionäre Konzepte wie Enlightenment konnten sich nicht durchsetzen.

Alle Oberflächen folgen seit dem diesem Paradigma. Sie sind schöner und bunter geworden, aber nicht effektiver. Etwas muss nicht allein deshalb gut sein, weil man das immer so gemacht hat. Etwas, was ungewohnt ist, muss deshalb nicht gleich schlecht sein. Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.
Das war schon immer so

SchreibmaschineSo langsam wird es Zeit für Neues. Dass man da auch manchmal in die falsche Richtung marschiert und nicht jeder Weg so gut ist, wie er zunächst aussieht, liegt in der Natur der Sache. Aber selbst GNOME 3 kriegt nach und nach mehr gute Bewertungen, obwohl es zunächst von der Kritik in den Boden gestampft wurde. Und XFCE, LXDE und Mate sieht man plötzlich ihr Alter an, die wirken doch ein wenig wie mechanische Schreibmaschinen neben einem Macbook.

Ich bin jedenfalls mit Unity inzwischen wesentlich effektiver und dazu noch schöner unterwegs als mit dem alten Geraffel – ein wenig Einarbeitungszeit sollte man sich aber doch gönnen, die bekommt man später mit Zinsen zurück.

tl:dr:

Die Desktopmetapher hatte nie funktioniert und tut es immer weniger. Es wird Zeit, neue Bedienkonzepte einzuführen.

3 Gedanken zu „Zurück ist das neue Voraus? – Benutzeroberflächen unter Linux

  1. Im Prinzip geben ich dir absolut recht, aber auf der anderen Seite meine ich das es auch wichtig ist das gerade für alte Maschinen LXDE oder auch XFCE weiterentwickelt werden. Ich bin selbst wieder runter zu LXDE da ich unter Unity kaum eine Chance habe noch effektiv ein Video zu schneiden. Mit LXDE geht das prima und wahrscheinlich auch XFCE sollte es keinerlei Probleme geben.
    Ich freue mich jedenfalls das es LXDE, oder XFCE gibt, Mate habe ich mir noch nicht angesehen 😉
    LG Dom

    1. XFCE und LXDE machen ja für schwächere Kisten durchaus Sinn, obwohl ich Unity 2D sehr performant auf einem X40 mit 1GB RAM und 1,4 Ghz Pentium M laufen habe. Ich befürchte ja eher, dass bei deiner Kiste ein schlampig gemachter Grafiktreiber rumspackt …
      Mate und Cinnamon sind erstmal ja genauso “Full Featured” wie GNOME/Unity, da gehts nicht um Ressourcen sparen …
      Bleibt trotzdem die Frage, ob man alte Rechner zwingend mit überkommmenen Beidienungskonzepten aussuatten muss. Ich hatte mir seinerzeit mit fluxbox und rox-filer einen schicken lightweigt-Desktop zusammengestellt, der schick aussah, performant war und nicht wie Windows bedient wurde. Dagegen ist doch gerade LXDE ein krasser Rückschritt.
      Statt zu überlegen, wie man den Windows-User vorm Umlernen bewahrt, sollte man besser darüber nachdenken, wie man einen PC bedienen soll und will ….

  2. Was ist “alt” und “überkommen” an GNOME 2? Und was ist “modern” und “fortschrittlich” an “GNOME” 3? Daß es Minimalismus pur und Entmündigung des Users ist? Daß es nicht mehr GNOME, siondern eine ganz andere Oberfläche ist, ein Mischmasch aus Touchscreen und Mausschubser? Daß die Leiste kein Panel und das Dashboard kein Menü mehr ist? Daß man erst in eine zweite Ebene wechseln muß, um auf eine andere Arbeitsfläche gehen zu “dürfen”? Daß man sich “Extensions” zusammensuchen oder ein Dock verwenden muß, um es ähnlich gut bedienbar zu machen wie das echte GNOME? Daß man weder auf dem “Panel” noch auf der Oberfläche Starter ablegen kann und daher wegen jedes Tools jedes Mal in dieses Dashboard hineinmuß? Weil die großen Klunkern des Dashboardes hübscher aussehen und an die auf dem Handy erinnern? Daß man die Themes nur noch so verwenden kann, wie sie eben sind und nicht so, wie man sie gern hätte? Daß die Hälfte der Applets rausgeflogen ist? Daß man Nautilus auf ein Mindestmaß an Einstellbarkeit “kastriert” hat, nicht anders als das ganze sogenannte “GNOME”? Daß XFCE und sogar das winzige LXDE konfigurierbarer sind? Sind denn diejenigen User, die zu Maté, Cinnamon, XFCE oder gar Windows abwandern, alles “konservative Dinosaurier”, die sich dem angeblichen Fortschritt sperren?
    Veränderungen um der Veränderungen willen? Weil es den jungen Hüpfern mit ihren Tablets und Smartphones nach ein paar Wochen langweilig wird, immer dieselbe Oberfläche zu sehen? Oder weil man gern auf den “Steve-Jobs-Effekt” aufsetzen will, der Millionen Fast-Nichts-Könner-Computer für teures Geld unter die Massen und Milliarden in Apples Kasssen gespült hat? Weil man gern dem “Herden-Trieb” folgt? Oder WESHALB???
    [Trollscheisse rauseditiert! Z.]

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